Seit Jahren läuft die Diskussion über das Helenenbad in Görlitz und wäre es nicht real, so könnte man glauben in einem schlechten Film zu sein. Keine andere städtische Einrichtung ist so politisiert worden wie das Helenenbad.
Auf der einen Seite stehen die BefürworterInnen – zu welchen ich mich zähle – und auf der anderen Seite die GegnerInnen einer Wiedereröffnung. Fragt man nach den Ursachen des Konflikts, so kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass sich die Gegnerschaft widersetzt, weil es die Falschen sind, die eine Wiedereröffnung wollen. Doch so einfach ist es nur, wenn man Oberbürgermeister und wenige CDU-Stadträte als Maßstab nehmen würde.
Es gibt aber auch Kritiker, die wirkliche Argumente ihr Eigen nennen und daraus ihre Ablehnung begründen.
Ein Hauptargument ist die bevorstehende Entwicklung des Berzdorfer Sees als Erholungsgebiet. Richtig daran ist, dass Görlitz nach der Erschließung und Nutzbarmachung des Berzdorfer Sees ein attraktives Gewässer vor seiner Haustür“ besitzt, der hoffentlich zahlreiche Besucher anzieht. Richtig ist aber auch, dass der See kein Freibad in der Stadt ersetzen kann.
Ältere Menschen, die einen Beckenrand zum Festhalten genauso brauchen wie ein sicheren Untergrund oder Eltern, die ihren Kindern auch mal mehr Freiraum lassen wollen, ohne gleich Angst haben zu müssen, dass die Kleinen sich auf eine Eindeckungsreise um den See begeben, werden ein abgezäuntes Gelände schätzen, welches ein Freibad bietet und ein See naturgemäß nicht. Die fußläufige Erreichbarkeit für Menschen ohne Auto oder für jene, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen bzw. die erhöhte Sicherheit durch BademeisterInnen zählen ebenso zu den Vorteilen, welche das Helenenbad zweifelsfrei mitbringt.
Dem Argument, bei einer Wiedereröffnung des Freibades würden die Besucherzahlen am See zu gering sein, sei nur kurz erwidert, dass die meisten der eben genannten Gruppen sich wohl auch nicht an den Berzdorfer See begeben würden, falls das Helenenbad nicht kommt.
Ein weiteres gern angeführtes Argument ist, dass sich die Stadt Görlitz bei der Bewilligung von Fördermitteln für die neue Schwimmhalle dazu verpflichtet hat, keine weiteren städtischen Zuschüsse in ein anderes Bad zu geben. Diese Lesart setzt aber voraus, dass man ein Freibad, welches weder für Schulschwimmen noch den Vereinssport gedacht ist, mit einem Hallenbad gleichsetzt. Ebenso unterstellt man, dass der Fördermittelgeber jede Form von Unterstützung für Schwimmmöglichkeiten gemeint hat.
Wenn man diese Argumentation konsequent verfolgen würde, dann wäre auch eine Investition am Berzdorfer See fördermittelschädlich. Doch auch hier gibt es eine einfache Lösung: Die Stadt setzt sich mit dem Fördermittelgeber an einen Tisch und verhandelt die verschiedenen Optionen.
Auf ein letztes Argument möchte ich noch eingehen. Der Stadtrat hat in einem Beschluss zur Wiedereröffnung des Helenenbades angeblich beschlossen, keine städtischen Mittel einzusetzen. Diese oft zitierte Behauptung lässt sich aber weder aus dem Beschlusstext herleiten, noch war es von den AntragstellerInnen beabsichtigt. Es ging immer darum, einen eventuellen Zuschuss von der Haushaltslage abhängig zu machen, die sich ja bekanntlich mit jedem neuen Haushalt ändert.
Unumstritten ist, dass die Unterstützung für ein Freibad das Finden einer kostengünstigen und optimalen Lösung voraussetzt.
In der Abwägung zwischen den Bedürfnissen der Menschen und dem finanziell Machbaren gilt es, einen Kompromiss zu erarbeiten, der dann auch tragbar ist.
Das große Engagement von Görlitzer Firmen, die hohen Zahlen von mehr als 10.000 BesucherInnen im Jahr 2008 – als das Bad als Luftbad geöffnet hatte – und die Abwägung zwischen Haushaltslage und öffentlichem Interesse sollten es möglich machen, Lösungen zu finden.